Kenia 2011-2012

Große Hungerkrise und der Hilfseinsatz in Ostafrika

Die Hungerkrise am Horn von Afrika 2011 bedrohte internationalen Organisationen zufolge etwa 11,5 Millionen Menschen (darunter 760000 Flüchtlinge) in Somalia (3,7 Millionen), Äthiopien (4,8 Millionen), Kenia (2,9 Millionen) und Dschibuti (164000). Von der Hungerkrise betroffen waren auch Eritrea und weitere ostafrikanische Staaten, doch liegen bezüglich dieser Gebiete keine zuverlässigen Daten vor.

Laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF sind über zwei Millionen Kinder in der Region unterernährt, 500000 davon „in lebensgefährlichem Zustand“. Die Vereinten Nationen sprechen von einer „der schlimmsten Dürren seit 60 Jahren“. António Guterres, der UN-Flüchtlingskommissar, bezeichnete die Situation im Juli 2011 als „schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt“.

Allein in Somalia kamen durch die Krise zwischen Oktober 2010 und April 2012 fast 260000 Menschen ums Leben.

Die drei Flüchtlingslager in Dadaab/Kenia sind mit über 383000 Flüchtlingen um das Vierfache überlastet. Seit Januar kommen dort jeden Monat 10000 bis 11000 somalische Flüchtlinge an.

Erschöpfung, Krankheit und Mangelernährung erhöhen das Risiko von Masern, Cholera und Durchfallerkrankungen. Sexuelle Gewalt gegen Frauen nimmt zu, und es mangelt an medizinischer Grundversorgung und Geburtshilfe. Bis zum 12. Juli wurden 462 Masernerkrankungen und 11 Todesfälle registriert, wobei die Überwachung nicht ausreichend ist. Die am stärksten betroffenen Gebiete sind im Norden, Nordosten und an der Küste Kenias. Wanderungsbewegungen verstärken das Risiko der Verbreitung von Krankheiten. (Quelle: Wikipedia Hungerkrise am Horn von Afrika 2011)

2011 NAVIS e.V. im Nordosten von Kenia

Von Anfang August bis Ende Oktober 2011 ist die Hilfsorganisation Navis e.V. im Nordosten von Kenia tätig. In der Ortschaft Laghbogol, südlich der Stadt Wajir, wurden ein Lazarett und bis zu vier Wasseraufbereitungsanlagen betrieben. Damit konnte das Leid einiger tausend Menschen, die teilweise mehrere hundert Kilometer Flucht aus den somalischen Dürregebieten hinter sich hatten, gelindert werden. Durch den Verbleib der Wasseraufbereitungsanlagen und mehrerer Stromerzeuger in Kenia, ist eine langfristige Hilfe in den dortigen Krisengebieten gewährleistet.

In einer Sitzung Ende Juli beschließt der Vorstand der Hilfsorganisation, aufgrund der sich immer weiter zuspitzenden Lage am Horn von Afrika, ein Erkundungsteam nach Kenia zu entsenden. Navis e.V. ist eigentlich auf schnelle Hilfe nach einem plötzlich eingetretenen Schadensereignis spezialisiert. Trotzdem soll das dreiköpfige Erkundungsteam in Ostafrika prüfen, ob ein Einsatz möglich und nötig ist.

Am 2. August startet das Fact Finding Team nach Nairobi. In der kenianischen Hauptstadt nimmt es sofort Kontakt zu anderen Hilfsorganisationen auf, um sich über die Lage in den verschiedenen Landesteilen zu informieren. Nach einigen Gesprächen mit der deutschen Botschaft, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, dem Internationalen Roten Kreuz und der lokalen Hilfsorganisation WASDA, wird der Nordosten des Landes als mögliches Einsatzgebiet für Navis e.V. identifiziert. Daraufhin bricht das Erkundungsteam zur zweitägigen Autofahrt nach Wajir auf, das etwa 80 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt liegt.

In Wajir wird das Team auf den Ort Laghbogol, etwa 55 Kilometer südlich von Wajir gelegen, aufmerksam gemacht. Die Erkundung dort ergiebt, dass eine funktionstüchtige und leistungsfähige Brunnenanlage vorhanden ist, die allerdings nur Wasser mit einem Salzgehalt von etwa 10.000ppm liefert. Die europäischen Standards liegen bei etwa 250 bis 350ppm. Schon bei einem langfristigen Konsum von Wasser mit einem Salzgehalt von 750ppm, kann es zu schweren Folgeerkrankungen kommen. Auch die medizinische Versorgung der hungernden Bevölkerung ist sehr dürftig. Die durch das Fact Finding Team gewonnenen Erkenntnisse veranlassen den Vorstand, einen Einsatz in Laghbogol durchzuführen.

Das erste Einsatzteam bricht am 11. August nach Nairobi auf; von dort aus geht es per Landweg nach Laghbogol. Für die 750 Kilometer lange Fahrt werden zwei Tage benötigt, da der größte Teil der Strecke aus Sandpisten besteht und nur bei Tageslicht eine sichere Fahrt gewährleistet werden kann. Die vorher versendete Fracht, bestehend aus medizinischen Hilfsgütern, Babynahrung und den Wasseraufbereitungsanlagen, kommt erst einige Tage nach dem Team im Einsatzgebiet an.

Die kenianischen Behörden benötigen zum Bearbeiten der angeforderten Dokumente – Genehmigungen für Hilfslieferungen – geduldsstrapazierend lange. Trotzdem kann das erste Team zwei Wasseraufbereitungsanlagen in Betrieb nehmen und produziert damit pro Tag etwa 12000 Liter sauberes Trinkwasser. Während das zweite Team in Laghbogol tätig ist, wird eine weitere Hilfslieferung versendet. Darunter auch eine dritte Wasseraufbereitungsanlage, durch die es möglich ist, 18000 Liter Trinkwasser pro Tag an die Bevölkerung auszugeben.

Die Arbeit im Feldlazarett läuft seit dem ersten Tag auf Hochtouren. Täglich werden dort bis zu 150 Patienten medizinisch versorgt. Häufig diagnostizieren die Ärzte Erkrankungen durch Unter-, bzw. Falschernährung, außerdem viele Hauterkrankungen, sowie schlecht versorgte Wunden. In Außeneinsätzen bringen die Navis e.V.-Mitarbeiter medizinische Hilfe und Trinkwasser in abgelegene Dörfer, die bis zu 50 Kilometer vom Camp entfernt liegen.

Insgesamt sind während des etwa zehnwöchigen Einsatzes 60 Helfer in sieben Teams vor Ort. Sie produzieren etwa eine Million Liter Trinkwasser und behandeln ungefähr 5460 Patienten im Lazarett und bei Außeneinsätzen. Mit drei Lieferungen werden über 14 Tonnen Hilfsgüter und Ausrüstung nach Kenia geflogen.

Zwei Helfer kehren nach Kenia zurück, um eine fünfte Trinkwasseraufbereitungsanlage im Krankenhaus von Wajir in Betrieb zu nehmen. Außerdem werden örtliche Techniker in die Instandhaltung der Anlage eingewiesen. Diese, sowie die weiteren vier in Kenia verbliebenen
Trinkwasseraufbereitungsanlagen, werden unter Aufsicht der kenianischen Hilfsorganisation WASDA weiterhin betrieben.

2012 Den Betrieb der Trinkwasseraufbereitungsanlagen sicherstellen

Etwa ein Jahr nachdem das letzte Team von Navis e.V. Kenia verlassen hat, sind drei Helfer aufgebrochen, um den langfristigen Betrieb der dort installierten Trinkwasseraufbereitungsanlagen sicherzustellen. Am Morgen des 18. Novembver reisen Stephan Zobel, Robert Weber und Max Braun aus Deutschland ab, um die Arbeit in Kenia aufzunehmen.

Aufgrund zahlreicher Widrigkeiten kommt das Team erst drei Tage später im Zielort Laghbogol an, wo vier Trinkwasseraufbereitungsanlagen im vergangenen Jahr installiert wurden. Zunächst wird eine Bestandsaufnahme gemacht und mit den Verantwortlichen über die geplanten Umbau-, Verbesserung- und Schulungsmaßnahmen gesprochen.

Im Laufe der nächsten Tage führt das Team Verbesserungen an den vier installierten Trinkwasseraufbereitungsanlagen durch. Auch weitere Schulungsmaßnahmen für die Techniker der Bohrloch-Betreiber konnten durchgeführt werden. Dazu zählte nicht nur der korrekte Umgang mit den Trinkwasseraufbereitungsanlagen sondern auch das richtige Bedienen und Warten der beiden notwendigen Stromerzeuger. Somit ist die Nachhaltigkeit des Einsatzes gesichert.

Nach der Besichtigung des Krankenhauses in Wajir und gut einer Woche intensiver Arbeit kann das dreiköpfige Team die Heimreise antreten. Durch seinen Einsatz wurde sichergestellt, dass die installierten Trinkwasseraufbereitungslagen im kenianischen Laghbogol über eine lange Zeit zuverlässig sauberes Wasser für die Bevölkerung liefern werden.

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