Moosburg. (ka) Wenn Hilfsorganisationen Hand in in Hand zusammenarbeiten, dann kommt etwas Gutes dabei heraus: NAVIS hat am Wochenende eine große Sachspende für die Ukraine an die Malteser übergeben, die für den Transport und die Verteilung vor Ort sorgen. Feuerwehrausrüstung und medizinischer Bedarf werden nahe des Kriegsgebiets sehnlich erwartet.
Fachbereichsleiter Christan Pickal von NAVIS hatte seine Beziehungen spielen lassen und war überwältigt vom Echo auf seine Bitte: Drei Europaletten voll mit ausgemusterter, aber noch “pfennigguter” Feuerwehrausrüstung wurden gespendet, Sicherheitsjacken und -hosen sowie vieles mehr, dazu drei Europaletten medizinisches Material. NAVIS-Ehrenmitglied Wolfgang Wagner wiederum betätigte sich als Vermittler und stellte den Kontakt zu den ungarischen Maltesern her, die den Transport übernehmen. Marton Zsolt und Andras Schumicky rückten mit einem Klein-Lkw der Boeselager-Stiftung an, Sprinter samt Anhänger waren im Nu bis unters Dach gefüllt. In Budapest wird umgeladen, dann geht es Richtung ukrainische Grenze, wo die ukrainischen Malteser die Spenden übernehmen und dorthin bringen, wo sie gebraucht werden.
Andras Schumicky, genannt Seppi, führt seit Kriegsbeginn Hilfstransporte in die Ukraine durch. Er kennt die Schwierigkeiten, mit denen Spediteure zu kämpfen haben: Die Einfahrt ist für Sattelzüge nur noch an zwei Grenzübergängen möglich, dementsprechend lang sind die Wartezeiten: Drei Tage dauert es, eine Durchfahrtserlaubnis zu bekommen, spätestens 15 Tage später muss die Ausreise erfolgen. Deshalb hat die Boeselager-Stiftung in Rumänien ein Lager eingerichtet, in dem auf Sprinter umgeladen wird. Damit und dank des Diplomatenstatus von “Seppi” kann er dann zwei bis drei Fuhren pro Tag machen. Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleider und medizinischen Bedarf bringt er in die Ukraine, im vergangenen Jahr tausende von Stromaggregaten, denn im Osten haben die Russen systematisch die Infrastruktur zerstört.
“Ich habe den Jugoslawien-Krieg erlebt, in dem Zivilisten das Ziel waren. Das ist hier anders”, beschreibt er die fehlende Angst ums eigene Leben: “Man kann ruhig hinfahren und helfen, solange man sich von militärischen Anlagen fernhält”.
Und er weiß, wovon er spricht, denn im August 2023 hat er die erste Bombe im Zentrun Odessas hautnah erlebt: Er hatte auf dem Parkplatz eines verlassenen Bürogebäudes geparkt, wähnte sich dort in Sicherheit. Miten in der Nacht hat ihn eine Explosion geweckt, gerade mal 300 Meter entfernt, die Scheiben des Sprinters flogen ihm um die Ohren. Was er nicht gewusst hatte: Das scheinbar aufgegebene Bürogebäude diente als Waffenlager. “Nur ein paar Kratzer” hätten die Hilfstransporter abbekommen, Glück gehabt.
Nächste Woche macht sich Andras Schumicky wieder auf den Weg, will über Lemberg nach Kiew, um dringend benötigte Einheitspakete zu liefern. Er ist schon gespannt, wie es dort aussieht, denn er war ein Jahr nicht mehr da. “Damals schien der Krieg weit weg”, erinnert er sich. Momentan erlebt er, dass die militärpflichtigen Männer Angst haben, an die Front zu müssen. Viele seien nach Europa geflohen oder versuchten, dem Dienst an der Waffe auf legalem Weg zu entkommen. “Väter mit drei Kindern unter 18 Jahren werden nicht eingezogen, ebenso alleinerziehende Väter”, rechnet “Seppi” mit einer Scheidungswelle.
BU: NAVIS hat Hilfsgüter für die Ukraine organisiert, die ungarischen Malteser kümmern sich um den Transport, ukrainische Malteser um die Verteilung vor Ort. Unser Bid zeigt (v.l.) Andras Schumicky, NAVIS-Ehrenmitglied Wolfgang Wagner und Marton Zsolt bei der Abholung im NAVIS-Lager in Wang.
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